Hauptverwaltung der IG Bergbau und Energie in Bochum

„Mein Erinnerungsort“: Hans-Otto Hemmer

Mein sozialdemokratischer Ort ist die ehemalige Hauptverwaltung der IG Bergbau und Energie in der Alten Hattinger Straße 19 in Bochum-Ehrenfeld. Dort waren Solidität und Solidarität, Verlässlichkeit und Gradlinigkeit zu Hause. Biederkeit und Steifheit empfand der junge Werkstudent in den späten 1960er Jahren zwar als überholt, altertümlich und spießig, jedoch weiß ich heute umso besser, dass ein gewisses Maß davon nicht nur dem Sozialdemokraten gut tut.

Zwar war das unscheinbare, architektonisch unbedeutsame Büro-Eckhaus am Rande der Bochumer Innenstadt nicht das ursprüngliche Gewerkschaftshaus der stolzen und mächtigen sozialdemokratischen Bergarbeitergewerkschaft, des „Alten Verbands“ – dessen „Sachsenburg“ war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden – aber sein Geist war lebendig. Die Funktionäre wussten, wessen Geld sie verwalteten und von wessen Geld sie lebten. Sie suchten es solide zu bewirtschaften und zu vermehren. Sie waren stolz, bescheiden und kompromissbereit. Sie achteten Meinungen, die von der eigenen abwichen, und verachteten Ausschließlichkeitsideologien aller Art. Die meisten waren in der Wolle gefärbte Sozialdemokraten und in der Wolle gefärbte Einheitsgewerkschafter. Lang, lang ist es her – in der Alten Hattinger Straße zu Bochum. Aber es hatte was.